Führungskräfte und ihre blinden Flecken

Vielleicht kennen Sie das Gefühl, sie fahren mit 180 km/h auf der deutschen Autobahn entlang und sind gerade dabei einen Kleinwagen zu überholen. Sie schauen natürlich in den Seitenspiegel und gerade als Sie auf die Überholspur wechseln, bemerken Sie, dass ein Porsche an ihnen vorbeirast. Voller Hektik bringen sie ihren Wagen wieder in die Spur, sie bremsen runter, und sind Schweiß gebadet. Während ihr Puls sich wieder etwas beruhigt, fluchen sie noch über die unmöglichen Raser auf der deutschen Autobahn, die sie mit über 180 km/h überholen.

Wie konnte das passieren?

Das überholende Auto hatte sich für einen Augenblick im blinden Flecken ihres Seitenspiegels versteckt. Lange genug um ihnen eine Realität vorzugaukeln, dass die Überholspur frei sei. Ihnen und ihrer Familie kostete dies beinahe das Leben. Jeder Autofahrer ist sich beim Überholen oder Einbiegen in eine Seitenstraße bewusst, dass er in seinem Spiegel nur einen Teil der Straße sieht. Wie häufig passiert es jedoch, dass wir vollkommen überrascht darüber sind?

Wie sieht es jetzt mit den blinden Flecken von Führungskräften in Unternehmen aus?

Vielleicht kennen Sie die Situation, sie gehen super vorbereitet in ein Meeting und Herr Oberhammer, einer ihrer Kollegen der gerne unkonstruktive Kommentare von sich gibt, wirft sie mit einer seiner Bemerkungen vollkommen aus der Bahn? Da sie gut vorbereitet sind, bremsen sie ab, sie holen tief Luft und erreichen schlussendlich dennoch ihr Ziel und bringen das Boot ins trockene. Hinterher ärgern sie sich jedoch entsetzlich. Beim nächsten Meeting mit Herrn Oberhammer betreten sie bereits mit knirschenden Zähnen den Raum und warten nur darauf, bis endlich ein nerviger völlig unnötiger Kommentar von ihm kommt. Und natürlich lässt er auch nicht auf sich warten. Dieses Mal sind sie aber vorbereitet und gehen gleich zu einem Angriff über. Die Situation eskaliert, und es fallen Worte die nicht in ein Meeting gehören. Schlussendlich kriegen sie die Kurve aber es ist für sie ein richtiger Kraftakt eine Zustimmung für Ihr Projekt zu gewinnen und ihr Ziel zu erreichen. Ein paar Stunden später ärgern sie sich nicht nur über die Situation, sondern auch darüber wie lächerlich sie sich gemacht haben- was in Wirklichkeit nicht der Fall ist; jedoch es kommt ihnen so vor. Und vor allem ist es unter ihrem Niveau.

Wie konnte das passieren? Sie waren doch super vorbereitet? Oder nicht?

Wenn Sie genau solche Situationen in den unterschiedlichen Farbvariationen bereits kennenlernen durften, dann beantworten Sie für sich jetzt gleich ohne lange zögern folgende Fragen schriftlich. Am besten auf einem Stück Papier:

Welcher Mitarbeiter oder Vorgesetzter nervt mich regelmäßig?

Was fehlt mir in diesem Moment? 

Wenn ich wie ein Improvisationskünstler völlig spontan darauf reagieren könnte, was wäre für mich in diesem Moment möglich? 

Was kann ich dafür tun, damit ich das nächste Mal nicht nur Vorbereitet bin, sondern auch präsent im Moment spontan agieren kann? 

Häufig bereiten wir uns nur auf unsere eigene Rolle vor, ohne das sich ständig wandelnde Umfeld miteinzuberechnen. Präsenz ist ihr Schlüssel zu großer Offenheit, Spontaneität und innerer Gelassenheit.

Seien Sie präsent, seien Sie neugierig und leben Sie mit Leidenschaft!